Gedanken zum Muttertag

28.04.23

Sabrina Schachinger

Gedanken zum Muttertag

Mein Muttersein

Ich muss gestehen, dieser Text war so nicht geplant. Wir haben unsere Mitarbeiterinnen zum Thema Muttersein befragt und wollten ihre Antworten posten. „Welche Herausforderungen bringen Kinder, was sind die schönen Momente des Mutterseins?“ Leider gab es dazu eher wenig Resonanz und die Zeit war knapp.

Daher habe ich beschlossen, meine Meinung über das Muttersein bzw. den Muttertag zu schreiben. Seit ich selbst Mutter bin, sehe ich das alles noch viel kritischer. Vor allem habe ich viele Meinungen anderer Mütter gelesen und muss mich ihnen anschließen.

Ich genieße mein Muttersein. Meine erste Tochter ist mehr oder weniger in der Firma groß geworden, weil ich sehr schnell wieder arbeiten ging. Dadurch, dass damals fast nur Frauen im Betrieb gearbeitet haben, war es irgendwie selbstverständlich, dass meine Tochter von klein auf bei Meetings, im Lager und im Büro mit dabei war, so gut das eben ging. Unsere Firma und unsere Mitarbeiter:innen waren mein Dorf.

Meine Mutter ist gelernte Kindergärtnerin, sie hat mich und mein frühes Zurückkehren in die Firma immer unterstützt und hat geholfen, wo es ging. Aber da sie ebenfalls viel arbeitete, fanden wir neben Ordnern und Kurprospekten auch Kinderbücher und Kuscheltiere. Bei Tochter Nr. 2 musste ich aufgrund privater Umstände tatsächlich in Karenz gehen. Ich genieße die Zeit mit meinen Kindern.

Blumen für Mama

Für mich ist Muttertag dieser eine Tag im Jahr, wo von den Männern erwartet wird, dass sie Blumen kaufen, gemeinsam mit den Kindern den Frühstückstisch decken, die Kinder einen Spruch aufsagen und alle lächeln.

Früher als Kind fand ich es toll, wenn sich meine Mutter über diesen Spruch, die Blumen und den gedeckten Tisch freute. Ich habe nicht gesehen, wer den Tisch abgeräumt hat, die Geschirrspülmaschine eingeräumt hat, zu Mittag gekocht hat und logischerweise habe ich das auch nie hinterfragt, dafür war ich ja zu klein.

Gender Pay Gap , mental load  und andere englische Begriffe

Aber mittlerweile habe ich genug Texte und Meinungen anderer über diesen Tag gelesen und mit vielen Mamas diskutiert. Ich muss mich der Meinung anderer Mütter anschließen, die diesem Tag kritisch gegenüberstehen.

Das sind Mütter, die lieber gleich viel wie ihre Männer verdienen würden, die sich von der Gesellschaft vernachlässigt und nicht gesehen fühlen. Manche werden jetzt wahrscheinlich sagen, ich bin unzufrieden und zynisch. Und ja, das bin ich. Ich finde wir muten den Müttern ganz schön viel zu. Sie müssen so viele Erwartungen erfüllen. Sie sollen Kinder bekommen, aber man darf es ihnen nicht ansehen, sie sollen arbeiten gehen und ein Leben außerhalb der Kinder haben, aber gleichzeitig für die Kinder da sein und sie nicht vernachlässigen. Sie sollen eine liebende (Ehe-)frau sein, aber gleichzeitig noch immer so interessant und sexy sein, wie vor den Kindern. Die Liste könnte man endlos weiterführen.

Happy Mama
Kos og Kaos or “Cuddles and chaos” by Line Severinsen
Multitasking

Und ja, manche werden jetzt einwerfen, aber für Männer verändert sich das Leben auch. Ja das tut es, aber ich kenne kein einziges Paar, welches wirklich eine 50:50 Aufteilung hat, auch keines, bei dem Mann und Frau gleich viel verdienen. Daher nein, für Männer verändern Kinder deutlich weniger (die körperlichen Veränderungen lassen wir jetzt mal außen vor).

Mütter müssen unglaublich viel Arbeit leisten, die nicht gesehen und nicht anerkannt wird. Einige Begriffe, die mir hier einfallen sind Care-Arbeit, mental-load, default parent. Für all jene, die sich darunter nichts vorstellen können: Frauen machen vermehrt (auch neben der Berufstätigkeit) den Großteil der Hausarbeit, gehen Einkaufen, kochen, kümmern sich um die Kinder, Haustiere, Eltern, Schwiegereltern etc. das ist die sogenannte Care-Arbeit.

Haben Sie sich schon einmal dabei ertappt, Ihrem Partner anzukündigen, dass Sie den Raum verlassen? Oder mit Ihrem Partner besprochen, ob er Zeit hat, auf die Kinder aufzupassen bzw. sich nach deren Zeitplan gerichtet? Sind Sie die Person, die weiß, wie man das Baby halten muss, damit es einschläft? Willkommen, dann sind Sie der sogenannte „default parent“. Diese(r) trägt meist den Löwenanteil des „mental-loads“. Diese Person kennt die Kleider- bzw. Schuhgröße der Kinder, weiß, wann diese neue Unterwäsche benötigen, welches Kind in der Schule eine Geburtstagsparty gibt, für die man ein Geschenk besorgen muss. Diese Person weiß, wann die Mathe Schularbeit geschrieben wird und was beim Schulskikurs besorgt werden muss. Sie merkt sich auch tatsächlich die Themen, die beim Elternabend besprochen wurden, wann der nächste Arzttermin ansteht und so weiter und so fort.

Mütter möchten ein Bewusstsein für den Alltag mit Kindern schaffen

Für mich ist dieser Alltag mehr ein Arbeitsalltag. Vielen ist nicht bewusst, wie viel Arbeit Kinder machen, auch Müttern nicht. Sie sind so daran gewöhnt, alle diese Dinge nebenbei zu erledigen, dass sie nicht bemerken, woher diese Müdigkeit und Frustration am Ende des Tages kommen. Ich denke, die meisten Mütter sind gerne Mütter und sie würden diesen einen Job auch gerne machen und locker bewältigen. Aber kaum jemand möchte gleichzeitig und oft noch simultan Köchin, Putzfrau sorry, das heißt ja jetzt Facilitymanagerin, Chauffeurin, Lehrerin, Krankenschwester, Therapeutin, Familienmanagerin etc. sein. Das ist einfach zu viel.

Vielleicht besprechen wir die Themen des Mutterseins heutzutage mehr. Vielleicht ist es auch ein Teil der Gleichberechtigung, dass Frauen vermehrt ihre Gefühle rund ums Muttersein teilen, oder aber vor 20 Jahren war der Anspruch kein so hoher.

Wie auch immer, es reicht immer mehr Frauen nicht mehr, an einem Tag ein teures Parfum und/oder Blumen geschenkt zu bekommen. Wir möchten jeden Tag gesehen werden. Wir verstehen, dass unsere Männer auch viel arbeiten und auch viel machen. Dennoch kann einen der mental load erschlagen, wenn man ihn alleine tragen muss.

Mütter gehören an jedem Tag gefeiert

Ich denke, man will nicht nur von den Kolleg:innen oder von der/dem Chef:in in der Arbeit gelobt werden, sondern eben auch zu Hause für die x-te Wäscheladung, das 5x Kinderzimmer zusammenräumen oder den Einkauf „gesehen“ werden. Diese Arbeit ist nicht selbstverständlich. Frauen haben es nicht in den Genen, sie wissen nicht plötzlich, wenn sie schwanger sind, wie heiß oder kühl man das Baby anziehen muss. Sie bekommen nicht durch den Einschuss der Muttermilch einen Sensor für schwierige emotionale Situationen mit den Kindern. Nein, sie lesen Ratgeber, reden mit anderen Frauen und Müttern und bilden sich weiter, sie arbeiten daran diese Arbeit zu „erlernen“.

Und dafür, finde ich, sollten wir sie feiern, nicht nur an einem Tag im Jahr sondern an jedem Tag. Dafür, dass sie ihren Körper mit einem kleinen Wesen teilen, dafür dass sie ihr Bestes geben, diesem Wesen eine schöne Kindheit zu ermöglichen und ihm Verständnis entgegenbringen. Dafür, dass sie schlaflose Nächte haben, wenn Teenager nicht zu den ausgemachten Zeiten vom Fortgehen nach Hause kommen. Und vor allem dafür, dass sie diesen großen Spagat zwischen Arbeit, Kindern, Beziehung und sich selbst bewältigen und sich darin nicht verlieren.

Der Muttertag entstand ursprünglich aus einer Frauenbewegung heraus, die „Erfinderin“ kämpfte jedoch Jahre später aufgrund der Kommerzialisierung des Muttertags darum, diesen wieder abzuschaffen. Erfolglos.

Ich denke, die Erfinderin wollte einfach die ursprüngliche Botschaft erhalten und auf diese sollten wir uns auch besinnen. Nicht nur am Muttertag, sondern an jedem Tag. Feiert eure Mütter und Frauen, sagt danke, aber nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.

Das sind meine Gedanken zum Muttertag und nun setze ich mich zum gedeckten Frühstückstisch 😊

Nachtrag:

Es sind doch noch ein paar Antworten eingetrudelt, die wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten möchten. Gerne können Sie uns auch Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mitteilen. Es ist immer gut, wenn man hört, dass man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.

Welche Herausforderungen hast du als Mama erlebt?

  • Das Mama-Sein stellt mich gefühlt jeden Tag vor neue Herausforderungen. Zum Beispiel ruhig zu bleiben, wenn ich selber keinen guten Tag habe und mich die Kinder genau dann so richtig fordern. Oder geduldig mit ihnen zu sein, wenn ich gestresst bin. Ich finde, es kann auch eine Herausforderung sein, sich und seine Kinder nicht mit anderen zu vergleichen. Wir alle sind verschieden und kein Kind ist wie das andere. Jeder hat seine Stärken und Schwächen und das ist auch gut so.
  • Die größte Herausforderung für mich als Mama ist, allen dreien gerecht zu werden und jedem einzelnen immer die Aufmerksamkeit zu schenken, welche sie gerade brauchen. Dem Kind, welches gerade Hilfe bei der Hausübung braucht, dem Kind, welches gerade krank ist oder dem, welches gerade jemanden zum Reden braucht
  • Meine größten Herausforderungen sind schlaflose Nächte und ganz generell das Thema Schlaf.
  • Eigene Ängste überwinden. Rechtzeitig loslassen – ihnen gleichzeitig Wurzeln und Flügel zu geben. Immer bereit zu sein – Zeitmanagement generell. Balance zwischen Kind und Beruf. Auch ohne Worte erkennen, was sie brauchen. Entscheidungen auch gegen ihren Willen zu treffen.
  • Akzeptanz der Eigenarten der Kinder. Sich nicht zu sehr vom Umfeld beeinflussen zu lassen.

Welche Momente mit deinen Kindern machen dich glücklich?

  • Wenn wir zum Beispiel unsere legendären Dance-Partys im Wohnzimmer veranstalten :-)
  • Wenn ich einfach so eine Umarmung oder ein Bussi bekomme. Mich macht es auch glücklich, wenn ich sehe, wie sehr sie sich freuen und auch stolz sind, wenn sie neue Dinge lernen oder sie etwas schaffen, wo sie lange dafür geübt haben.
  • Momente in denen sie für die einfachsten Dinge Dankbarkeit zeigen. Das macht mich glücklich und ich weiß, dass ich vieles gut gemacht habe.
  • Wenn ich sehe, wie toll sich mein Sohn entwickelt, wie lustig und einfallsreich und selbständig er schon ist.
  • Ihr unbeschwertes Lachen und Vertrauen. Ihre Umarmungen, ihr ganz eigener Charakter und dass ich mich doch selbst in ihnen finde. Gute Gespräche. Eigenständigkeit und Ideenvielfalt der Kinder. Gemeinsame Zeit und gemeinsames Lachen. Offenheit von Kindern
  • Wenn sie auch als Erwachsene gerne nach Hause kommen.

Mehr lustige Comics unter: https://www.instagram.com/p/BF4XUuBB2U0/

Kommentare zu diesem Beitrag (2)

  • Anna Reifeltshammer schrieb am 15.05.2023


    Liebe Frau Schultes,
    Sie sprechen mir aus der Seele, herzliche Gratulation zu Ihrem Text!
    Habe selber drei, mittlerweile erwachsene Kinder und bin liebend gerne Mutter, Großmutter, Familienmanagerin....und finde es hervorragend, dass junge Frauen heute einfordern, was man vor Jahrzehnten kaum zu denken noch weniger zu sagen wagte.
    Alles Liebe für Sie und Ihre Familie
    Anna Reifeltshammer

  • Gisela Wassner schrieb am 14.05.2023


    Herzlichen Dank für diesen grossartigen Artikel !!!
    Er hat mir aus dem Herzen gesprochen, obwohl ich keine eigenen Kinder, jedoch 11 Nichten und Neffen habe. Alle sind dank ihren wunderbaren Müttern und Vätern glückliche, selbständige Persönlichkeiten und inzwischen auch selbst Eltern geworden. Jai Guru Dev

Wir freuen uns auf Ihr Feedback!

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