Interview mit Günter Rickal

23.01.23

Sabrina Schachinger

Interview mit Günter Rickal

Was machst du in soma?

Ich habe drei Aufgabenbereiche. Um den Aufgabenbereichen eine Basis zu geben, muss ich ein bisschen weiter ausholen. Maharishi sagt, soma ist der Klebstoff des Universums. Soma ist das, was alles Sichtbare und Unsichtbare zusammenhält. Auf den menschlichen Körper bezogen, je mehr soma desto besser die Gesundheit, je länger die Lebenszeit. Soma ist das feinste Produkt unserer Verstoffwechslung, es ist das feinste Produkt unserer Verdauung.

Mein Aufgabenbereich im Projekt soma ist soma zum Fließen zu bringen und das mache ich hier auf drei Arten.

  1. durch das Lehren der Transzendentalen Meditation (TM). Gemeinsam mit meiner Kollegin Barbara Diewald bringen wir unsere Kursteilnehmer zum Transzendieren. Beim Transzendieren wird auf natürliche und mühelose Weise die soma Produktion im Körper angeregt.
    Und wenn soma in Körper und Geist produziert wird, tritt spontan Wohlbefinden ein. Das Gefühl mehr mit sich selbst im Einklang zu sein, tiefere Erfüllung zu erfahren. Das ist der Job, den ich am liebsten mache, weil er für mich völlig mühelos ist und die größte Wirkung bei den Kursteilnehmer:innen hat.

  2. Mein zweiter Aufgabenbereich sind die Pancha Karma Anwendungen. Diese sind körperliche Anwendung am Kurgast, die darauf abzielen über den Körper die soma Produktion anzuregen. Das sind synchron Ölmassagen, wo ich immer gemeinsam mit einem Kollegen den Kurgast massiere, Kräuterdampfbäder, Wannenbäder mit Heilwasser, die Marma Behandlungen und verschiedene Ausleitungsverfahren. Wir wollen dieses Jahr auch mit Maharishis Lichttherapie mit Edelsteinen beginnen.

  3. Der dritte Aufgabenbereich ist das Herstellen der Kräuteröle, nach den Originalrezepten des Ayurvedas und auch die Ghee Produktion. Das Herstellen von mediziniertem Ghee nach Originalrezepten. Ghee ist Butterreinfett bzw. das was man bei uns im Sprachgebrauch als Butterschmalz bezeichnet. Ghee hat im Ayurveda große Heilwirkung.

Was hast du vorher gemacht? Und wie bist du zu soma gekommen?

Ich habe 1985 die Ausbildung zum Pancha Karma Therapeuten in Holland absolviert. Ich war dort gemeinsam mit Dr. Mölk, der zusätzlich zur Therapeutenausbildung auch die Ausbildung zum Ayurvedaarzt gemacht hat. Zusammen haben wir danach in Wien im ersten Bezirk (Biberstraße) das kleine Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrum aufgebaut. Dort haben wir mit Pancha Karma begonnen.

Zu diesem Zeitpunkt war der Ayurveda in Österreich noch völlig unbekannt. Damals ist auch das Fernsehen gekommen und viel davon war in den Medien und das hat geholfen den Maharishi Ayurveda in Österreich bekannter zu machen.

1993 hat Dr. Wolfgang Schachinger mit der Klinik in der Bahnhofstraße in Ried begonnen. Dort habe ich den technischen Aufbau und verschiedene handwerkliche Tätigkeiten übernommen. Ich war von Anfang an dort dabei und kann mich noch gut an diese Zeit erinnern.

Im gleichen Jahr im Herbst hat auch Dr. Schäffler im Hotel Schloss Pichlarn in der Steiermark mit Maharishi Ayurveda begonnen, wo ich ebenfalls beim Aufbau geholfen habe. Bei den ayurvedischen Behandlungen benötigt man verschiedene Ölpumpensysteme und diese mussten dort zum Beispiel fachgerecht eingebaut werden.

Nach der Arbeit in der Steiermark bin ich zwischen Wien und Oberösterreich gependelt und habe immer dort gearbeitet, wo ich gerade gebraucht wurde. 2002 bin ich nach Holland gegangen und habe dort bei verschiedenen internationalen Projekten mitgearbeitet. 2013 bin ich wieder zurück in die Klinik von Dr. Schachinger gekommen und habe angefangen TM zu unterrichten.

Kannst du uns den Tagesablauf von einem Kurgast erzählen?

Generell erzählen mir die Gäste, dass sie sich gleich angehoben, wacher, ausgeglichener, festlicher fühlen, wenn sie zu uns ins Haus kommen.

Das liegt an der Bauweise von soma, welches nach den Prinzipien von Maharishi Sthapatya Veda gebaut wurde. Das heißt ein Bauen im Einklang mit den Naturgesetzen und viele Leute spüren das.

Jeder Kurgast bekommt beim Check-in einen Kurplan, auf dem der Tagesablauf vermerkt ist. Zum Frühstück gibt es etwas leicht Verdauliches, einen Brei oder Knäckebrot mit Honig/Marmelade und Tee. Kommt darauf an, wie weit die Kur fortgeschritten ist.

Nach dem Frühstück geht’s zurück ins Zimmer und üblicherweise holen wir die Gäste von ihren Zimmern zu den Behandlungen ab. Im Behandlungsraum werden die verschiedenen Anwendungen durchgeführt.

Zwischendurch haben unsere Gäste immer wieder Zeit zum Ruhen. Nach den Anwendungen bringen wir sie wieder aufs Zimmer, wo man noch nachruhen kann, wenn man möchte. Nach dem Mittagessen gibt es teilweise noch weitere Anwendungen, wie zum Beispiel Organharmonisierung oder Marmabehandlungen etc. gemäß dem Kurplan.

Am Nachmittag ist meistens Zeit zum Spaziergehen. Hier in Geboltskirchen ist es ruhig und man hat genug Platz ohne Verkehrslärm oder sonstige Störungen die Natur zu genießen und richtig abzuschalten.

Am Abend gibt es wieder ein leicht zu verdauendes Abendessen. Kurgäste, die noch keine TM erlernt haben und daher nicht an der gemeinsamen Gruppenmeditation teilnehmen können, können zu Vorträgen oder zum Yoga gehen und danach ist zeitige Bettruhe.

Lotus

Wie fühlen sich für dich Behandlungen an?

Behandlungen fühlen sich für mich sehr unterschiedlich an. Zum Beispiel die Synchronmassage ist sehr tiefgehend. Man ist ganz bei sich selbst. Obwohl man ja zusammen mit dem Kurgast und dem behandelnden Kollegen ist. Man spürt den Kurgast und den Kollegen.

Es entsteht eine ganz große Einheit. Man merkt zum Teil richtig, wie das soma zu Fließen beginnt.

Man spürt, wie der Kurgast nachlässt, wie er in die Behandlung eintauchen kann. Anfangs sind die Muskeln noch angespannt. Umso länger die Behandlungen andauern und umso länger die Patienten bei uns im Haus sind, desto entspannter werden sie. Hier merkt man dann, dass sie teilweise unsere Stimme nicht mehr wahrnehmen und zuerst wieder „zu sich kommen“ müssen, weil sie so in die Behandlung eintauchen.

Ich empfinde es als sehr erfüllend, wenn ich merke, dass der Kurgast so in die Behandlung einsinkt.

Bei einem Wannenband oder einem Nasya entsteht natürlich keine solche Einheit, weil hier die Arbeit am Patienten nicht so direkt stattfindet, wie zum Beispiel bei einer Synchronmassage.

Marma Behandlungen nehme ich anders war.

Als Marmas werden Punkte und Linien auf der Oberfläche des Körpers bezeichnet die man ebenso behandeln kann, indem man sie sanft berührt oder streichelt.

Maharishi sagt die Marmas sind eine Verbindung zwischen Innen und Außen. In den Marmas vibriert der Veda – das Leben. Durch das Berühren wird das lebendig, da wird eine Verbindung hergestellt. Das ist, was ich spüre, wenn ich eine Behandlung mache. Das fühlt sich anders an als bei den Synchronmassagen oder anderen Anwendungen.

Wenn ich die Marma Punkte berühre, entsteht auch bei mir eine Verbindung zwischen Innen und Außen. Dr. Schrott hat erwähnt, wenn man Marmas behandelt, passiert auch etwas im Raum. Es ist eine ganzheitliche Verbindung zwischen Innen und Außen. Das passiert nicht nur auf der Haut und den Organen und Funktionsweisen des Körpers, sondern ist ein ganzheitlicher Effekt auch bei mir im Bewusstsein.

Ich bin total bei mir aber bin auch total beim Patienten. Die Verbindung nach Innen wird anders. Es entsteht eine Verbindung zum Patienten und es entsteht eine Verbindung in mir zu mir. Ich genieße Marma Behandlungen, weil sie auch für mich schön bzw. ganzheitlich sind.

Welche Veränderungen bemerkst du bei den Kurgästen währen ihres Aufenthalts in soma?

Zuerst wie schon erwähnt, bemerke auch ich die Klarheit, die Wachheit, das Angehoben sein, welches man schon nach der Ankunft bemerkt. Wenn die Behandlungen beginnen, ist das Auffälligste, wie sehr sich die Gesichter entspannen. Wie die Kurgäste immer mehr bei sich sind und plötzlich glücklicher aussehen, der Gesichtsausdruck wird weicher und die Leute sehen jünger aus.

Man sieht, dass alle gelassener werden, sie gehen mehr nach Innen. Es tritt eine tiefe Entspannung ein, auch direkt während der Behandlung. Ich würde sagen es gibt eine innere und eine äußere Veränderung.

Die innere Veränderung ist das Entspannt sein, das Nachlassen im Inneren und das nach Innen gehen. Das andere ist die Veränderung im Äußeren, das die Gesichter weicher werden, die Leute schauen jünger aus und fühlen sich auch wohler. Sie kommunizieren im Laufe der Woche mehr, weil sie sich wohler fühlen und öffnen sich mehr.

Wie mediziniert ihr Öle im soma?

Wir medizinieren die Öle nach Originalrezepten und passen sehr genau auf, es so zu machen, wie es von der vedischen Literatur vorgeschrieben ist. Weil wir annehmen, dass dadurch die größte Effektivität erhalten bleibt. Wir machen keine Abänderungen von uns aus, solange der Arzt/die Ärztin das nicht vorschreibt.

Medizinieren heißt, wir haben auf der einen Seite das Öl und auf der anderen Seite die Kräutermischungen, die wir aus Indien bekommen. Kräuter werden über Nacht in eine bestimmte Menge Wasser eingeweicht und werden am nächsten Tag eingekocht. Bei den MP1, MP3, MP4 Ölen dauert dieses Ab- bzw. einkochen ca. 5 bis 7 Stunden. Die Kräuter-Wasser Mischung muss auf eine bestimmte vorgegebene Menge herunterkochen. Anschließend wird dieser Sud mit einer vorgegebenen Menge Öl vermischt. Danach wird diese Mischung weitergekocht, bis das Wasser komplett verdunstet ist. Dieser zweite Prozess des Kochens dauert ca. 2 bis 4 Stunden.

Wenn das Wasser komplett verdampft ist, werden die Kräuter abgeschöpft. Danach sind die Wirkstoffe der Kräuter die im Wasser gelöst wurden komplett in das Öl übergegangen. Die verschiedenen Öle, haben bestimmte Wirkungen und sind für bestimmte Dosha-Typen geeignet. Dr. Schachinger bzw. die Ärzte von soma, sehen unsere Kurgäste täglich und verschreiben ihnen die jeweiligen Öle für die Behandlungen, die die Gäste aufgrund ihrer Konstitution oder Verfassung benötigen.

Das gleiche Prinzip trifft auch auf das Ghee zu, wenn es mit Kräutern versetzt wird. Auch hier gehen die Wirkstoffe der Kräuter auf das Ghee über und es kann danach verschiedenen Kurgästen je nach Konstitution oder Krankheit von dem/der Ärzt:in verschrieben werden. Wir verwenden bei den Behandlungen auch Mandel- bzw. Kokosöl, je nach Verschreibung des Arztes bzw. nach Präferenz des Kurgastes. Unser Süßholzwurzelöl, welches wir ebenfalls selbst zubereiten findet ebenso großen Anklang bei unseren Gästen.

Hier muss ich ebenfalls nochmal ausholen. In der Vedischen Literatur werden drei Dinge genannt, die förderlich für Erleuchtung sind.

Erleuchtung steht immer für Gesundheit. Gesundheit ist Ganzheit und Erleuchtung ist Ganzheit. dafür braucht man folgendes: Erstens Mantren bzw. Klangsilben, zweitens Edelsteine und drittens Kräuter.

Medizinieren bzw. das mit Kräutern versetzen der Öle hat nicht den Sinn, dass diese besser riechen und angenehmer sind, sondern durch dieses Verfeinern mit Kräutern entsteht Ganzheit. Da entsteht ein tiefer Effekt in der Physiologie und im Bewusstsein.

Da beginnt soma zu fließen und es ist ein großer Unterschied, ob ich ein normales Öl verwende oder ein mit Kräutern verfeinertes/mediziniertes Öl. Weil die soma Produktion bzw. die Gesundung/Erleuchtung wesentlich gefördert wird, wenn das richtige mit Kräutern verfeinerte Öl verwendet wird. Das hat eine tiefgreifende Wirkung.

 

Lieber Günter, vielen Dank für deine intelligenten Worte. Dieses Interview mit dir war sehr spannend und hat mich zum Nachdenken gebracht. Es hat mir wieder aufgezeigt, welch tolle Arbeit du und das gesamte Team leistet, wie sehr ihr Menschen helft nach "Innen" zu sehen und wieder bei ihnen selbst zu sein. Toll, welche großen Dinge wir bewegen, obwohl es sich manchmal so klein anfühlt - Sabrina

Wir freuen uns auf Ihr Feedback!

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