Harnsäure Teil 2

Was bedeuten meine Laborwerte? Teil 6

23.01.20

Dr. Wolfgang Schachinger

Harnsäure Teil 2

Was bedeuten meine Laborwerte? Teil 6

Oft ist es schwierig zu verstehen, welche Laborwerte was bedeuten. Wir geben Ihnen in der Serie "Was bedeuten meine Laborwerte?" einen Überblick.

Harnsäure Teil 2

Hohe Harnsäurewerte sind die Folge von 2 grundlegenden Ernährungsfehlern, die vor allem in Überflussgesellschaften auftreten:

  1. Vermehrte Zufuhr von harnsäurebildenden Nährstoffen. Industriell hergestellte Nahrungsmittel, die mit Süßmachern wie Fructose und Geschmacksverstärkern wie Glutamat angereichert sind, stellen eine besondere Gefahr dar. Auch der hohe Konsum an Fleisch und Meeresprodukten trägt stark dazu bei.
  2. Durch den Überfluss fallen natürliche Fastenperioden weg, die bei früheren Generationen immer wieder auftraten, und zwar entweder durch mangelnde Versorgung oder durch kulturell oder religiös bedingte Fastenzeiten.

 

Ayurvedische Sichtweise von hoher Harnsäure und Gicht

Auffallend ist, dass es Menschen gibt, die bei gleicher Ernährung unterschiedlich hohe Harnsäurespiegel bilden und mehr oder weniger anfällig für Gicht sind. Das ist im Ayurveda durch die Lehre von den Konstitutionstypen erklärbar. Menschen mit Pitta-Konstitution neigen wesentlich stärker zur Bildung von Harnsäure im Stoffwechsel. Sie tendieren generell mehr zu Übersäuerung. Die Ansammlung von Harnsäure wird auch noch dadurch begünstigt, dass Pitta-Typen im Ungleichgewicht einen besonders starken Hunger nach Fleisch, Fisch und Saurem entwickeln. Im Stress kommt noch dazu, dass man weniger auf die Ernährung achtet und vermehrt bei Fertigprodukten zugreift. Auch das unkontrollierte Essen zwischen den Mahlzeiten und üppiges Abendessen, angereichert durch ein paar "wohlverdiente" Gläschen Alkohol als Belohnung für einen anstrengenden Tag tragen stark zur Bildung von Harnsäure bei. Wenn durch einen zusätzlichen starken Einfluss von Vata (Kälte, Austrocknung) die Harnsäure in schlechter durchbluteten Geweben kristallisiert, tritt Gicht auf. Der ayurvedische Name für Gicht ist vata rakta, was soviel bedeutet wie starker Vata-Einfluss auf verunreinigtes Blut.

Ayurvedische Therapie

Bei erhöhter Harnsäure ist ein Ungleichgewicht von Pitta und ein verunreinigtes Blutgewebe (rakta) anzunehmen. Wichtige therapeutische Maßnahmen ist deswegen eine diätetische Umstellung zur Reduktion von Pitta. Die Geschmacksrichtungen scharf, sauer und salzig müssen reduziert werden, „rote“ Lebensmittel wie rotes Fleisch, Tomaten und rote Früchte sollten gemieden werden. Die Blutreinigung kann durch verschiedene Anwendungen aus der Pancha Karma Reinigungstherapie erfolgen. Besonders wichtig sind hierbei Darmreinigung (Virechana) und Aderlass (rakta mokshana). Gicht (vata rakta) ist eine besonders schmerzhafte Gelenkserkrankung. Ist es zum Auftreten von harnsäurebedingten Gelenksschmerzen gekommen, muss zusätzlich zu den oben angeführten Maßnahmen Vata ausgeglichen werden. Zur kurzfristigen Schmerzstillung werden ayurvedische Heilpflanzen-Zubereitungen aus Weihrauch und Myrrhe eingesetzt (z.B. MA1688). Langfristig sind Vata-reduzierende Ausleitungstherapien aus dem Pancha Karma mit therapeutischen Einläufen (Basti) empfehlenswert.

Vorbeugung

Sind mehr oder weniger stark erhöhte Harnsäurewerte gemessen worden, sind dauerhaft vorbeugende Maßnahmen empfehlenswert, um langfristige Komplikationen wie chronische (stumme) Entzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gicht zu vermeiden. Dazu gehören mindestens 2 mal jährlich durchgeführte Reinigungskuren. Am besten eignet sich dazu die Kräuter-Detox Kur als Webinar. Eine entscheidende Maßnahme ist auch eine ausreichende Hydrierung. Dazu eignet sich die ayurvedische „Heißwasserkur“: Wasser 10 Minuten leicht köcheln, Sediment absetzen lassen, das überstehende Wasser in eine Thermoskanne gießen und halbstündlich einige Schlucke trinken – und das von früh bis spät. Als Intensivkur sollte das 7 Tage konsequent eingehalten werden.

Natürliche Mittel zur Senkung der Harnsäure

Zusätzlich zu Ausleitungskuren, Rehydrierung durch Heißwasser und Umstellung auf Pitta-ausgleichende Ernährung sind folgende Nahrungsergänzungen empfehlenswert:

  • Zitronen und Limetten: der natürliche Vitamin C Gehalt dieser Früchte trägt dazu bei, Harnsäurespiegel zu senken. Als Morgentrunk (lauwarmes Honig-Zitronen-Wasser) oder am Beginn einer Mahlzeit wirken Zitronen und Limetten entsäuernd und stärken gleichzeitig das Verdauungsfeuer Agni. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15934094)
  • Sauerkirschen haben einen natürlichen Gehalt an entzündungshemmenden und harnsäuresenkenden Stoffen. Genießen Sie im Sommer Sauerkirschensaft oder ganzjährig Sauerkirschenmarmelade. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12771324)
  • MA1 (Amlafrucht Konzentrat): Die Amlafrucht hat einen hohen Gehalt an thermostabilen Vitamin C. Amla ist eine der stärksten Pitta-ausgleichenden Heilpflanzen. Ihr Gehalt an Vitamin C und die verstärkende Wirkung auf das Verdauungsfeuer Agni machen sie zur wirksamsten Heilpflanze, um erhöhter Harnsäure und Gicht vorzubeugen.
  • Triphala (MA505) enthält zusätzlich zu Amla die 2 Früchte Bibhitaki und Haritaki, die ebenfalls einen hohen Vitamin C Gehalt und entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. Triphala kann vor allem dann bei erhöhter Harnsäure eingesetzt werden, wenn der Darm etwas träge ist. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18065272)
  • Ashwagandha (MA686 oder Ashwagandha Tabletten) ist bekannt wegen seiner stressmodulierenden Wirkung auf das Nervensystem. Die Wurzel der Schlafbeere hat jedoch auch nachgewiesene harnsäuresenkende Effekte (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17084827). Während Vitamin C haltige Früchte vor allem im Sommer und Herbst zur Verfügung stehen, ist Ashwagandha vor allem in der dunklen Jahreszeit empfehlenswert. Es wirkt dann sowohl als Stimmungsaufheller als auch als wirksames Mittel gegen Harnsäure und andere Entzündungsmediatoren.
  • Basenpulver: Je saurer der Körper ist, umso leichter kristallisiert Harnsäure und kann dadurch Gicht auslösen. Basenpulver verbessert die Fähigkeit der Körperflüssigkeiten, Säuren abzupuffern und verhindert dadurch die Ablagerung von Harnsäurekristallen.
  • Zimt bringt Wohlgeschmack in Ihre Süßspeisen und Desserts. Zimt enthält pflanzliche Sekundärstoffe, die den Abbau von harnsäurebildendem Fruchtzucker begünstigen. Größere Mengen Zimt in der Ernährung können den Harnsäurespiegel etwas senken. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16182482)
  • Probiotika mit hohem Gehalt an Laktobazillen: ein großer Teil der Harnsäure (ca. 30%) wird vom Mikrobiom, den Bakterien des Magen-Darm-Trakts abgebaut (https://www.readcube.com/articles/10.1371%2Fjournal.pone.0105577). Der Ayurveda empfiehlt durch dünnes Lassi vor allem nach darmreinigenden Therapien die Darmflora mit Laktobazillen aufzubauen. Moderne Probiotika (Omnibiotik und Omnilaktis) enthalten ebenso wie Lassi effektive Keime, die die natürliche Darmflora stärken.

Zusammenfassung

Harnsäure ist eine Substanz, die natürlich im Stoffwechsel entsteht. Wird sie zu wenig abgebaut oder durch Ernährungsfehler zu stark angereichert, wirkt sie als Nährboden für Krankheiten (im Ayurveda als Ama – das Unverdaute bezeichnet). Erhöhte Harnsäurespiegel führen zu chronischen (stummen) Entzündungen, erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (metabolisches Syndrom) und führen bei entsprechender Krankheitsneigung zu schweren Gelenksentzündungen und Gicht. Gesundheitsbewusste sollten regelmäßig ihren Harnsäurespiegel kontrollieren lassen. Bei Werten über 5 – 6 mg/dl sollten unbedingt ayurvedische Ausleitungsverfahren zur Senkung der Harnsäure angewendet werden. Menschen mit erhöhtem Pitta sollten durch diätetische Maßnahmen dauerhaft dafür sorgen, dass Harnsäure nicht zu einem Gesundheitsrisiko wird.

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