4 Gründe warum Sie zu Mittag Ihre Hauptmahlzeit essen sollten

06.04.24

Dr. Wolfgang Schachinger

4 Gründe warum Sie zu Mittag Ihre Hauptmahlzeit essen sollten

Über kaum eine menschliche Handlung gibt es dermaßen unterschiedliche Meinungen als über das Essen. Wann, was, wieviel und wo wir essen sollten, wird einerseits viel diskutiert. Die Nahrungsaufnahme unterliegt aber dennoch hauptsächlich emotionalen Faktoren.

Im Monat April geben wir Ihnen fundierte Informationen, wie Sie Ihre Mahlzeiten gestalten sollten. Dazu gibt’s im Ayurveda allgemein gültige, aber auch sehr persönliche Empfehlungen.

Im heutigen Blogartikel geht es vor allem um die wichtigste Mahlzeit des Tages, das Mittagessen.

Bedeutung der Verdauungskraft

In der modernen Ernährungslehre wird vor allem die zugeführte Nahrung analysiert. Welche Inhaltsstoffe, welchen Nährwert enthalten die Bestandteile einer Mahlzeit?

Der Ayurveda hält diese Information ebenso für wichtig. Er stellt aber die Fähigkeit, die Nahrung richtig zu verdauen, aufzunehmen und in die Körpergewebe einzubauen, in ihrer Wertigkeit deutlich über die Inhaltsstoffe. Unsere Verdauungskraft, die im Ayurveda als Agni bezeichnet wird, ist verantwortlich dafür, dass die zugeführte Nahrung im Körper verarbeitet und nutzbar gemacht werden kann.

Die beste Nahrung ist nutzlos, wenn sie nicht vollständig verdaut werden kann, ja sie kann sogar toxisch werden, wenn die Verdauung unvollständig ist.

Biorhythmus der Verdauungskraft

Unsere Verdauungskraft hat im Lauf der 24 Stunden eines Tages unterschiedliche Aufgaben. Während des Tages ist sie zuständig für die Zerkleinerung und Assimilation der zugeführten Nahrungsmittel. Dieser Vorgang beginnt morgens zaghaft, hat seinen Höhepunkt mittags und schwächt sich gegen Abend wieder ab. Während der Nacht ist Agni dafür verantwortlich, die aufgenommenen Vitalstoffe in die Körpergewebe und Organe einzubauen. Dieser Vorgang hat seinen Höhepunkt in der Zeit von Mitternacht bis ca. 3 Uhr früh und sollte niemals durch nächtliche Mahlzeiten unterbrochen werden.

Drei Mahlzeiten

Unser Verdauungstrakt braucht mehrere Stunden, um zugeführte Nahrung so zu zerkleinern, dass die Partikel eine Größe erreichen, dass sie durch die Wände des Verdauungstrakts geschleust werden können. Sie werden dann über Lymphe und Blut im Körper verteilt. Die ayurvedischen Texte empfehlen, diesen Vorgang NIE dadurch zu unterbrechen, dass Nahrhaftes zugeführt wird, bevor eine Mahlzeit fertig verdaut ist. Dieser Vorgang dauert in der Regel 3 bis 6 Stunden und ist dann beendet, wenn ein kräftiges Hungergefühl spürbar wird. Da  man nur während des Tages und nie nachts essen sollte, ergibt sich automatisch ein Rhythmus von 3 Mahlzeiten für Erwachsene.

Was passiert zwischen den Mahlzeiten?

Nachdem eine Mahlzeit beendet ist, wird der Nahrungsbrei vom Magen in den Dünndarm transportiert. Davor wird er im Magen gut durchmischt und angefeuchtet, und im Zwölffingerdarm mit den Sekreten von Leber (Gallenflüssigkeit) und Bauchspeicheldrüse (Verdauungsenzyme) angereichert. Im Dünndarm findet die Zerkleinerung in kleinstmögliche Bestandteile der Nahrung statt. Das sind im Wesentlichen kleine Moleküle wie verschiedene Zuckerarten, die aus komplexen Kohlenhydraten entstehen, Aminosäuren, die aus aufgenommenen Proteinen herausgelöst werden, weiters Mineralstoffe und Vitamine.

Dieser Vorgang funktioniert am besten, wenn die gesamte Verdauungsenergie in diesen schrittweisen Ablauf eingebunden ist. Wenn man Nahrung zuführt, bevor dieser Vorgang abgeschlossen ist, wird ein großer Teil der Energie von Agni vom laufenden Verdauungsvorgang abgezogen, um neu zugeführte Nahrungsmittel zu verarbeiten. Das führt laut Ayurveda dazu, dass ein Teil der Nahrung unvollständig verarbeitet wird. Es kommt zu Gärungs- und Fäulnisprozessen, bei denen toxische Substanzen wie verschiedene Alkohole und Eiweißstoffe (Putriscine) entstehen, die den Körper schwer belasten.

Warum ist Mittagessen wichtig?

Bis vor wenigen Jahrzehnten war ein warmes Mittagessen als Hauptmahlzeit Standard für einen Großteil der Bevölkerung. Durch Industrialisierung und Änderungen der Lebensgewohnheiten nehmen heutzutage nur mehr relativ wenige Menschen ein regelmäßiges warmes Mittagessen zu sich. Für viele ist die angebotene Mittagspause zu kurz, oft fehlt es einfach an der Kreativität, in der vorhandenen Zeit ein hochwertiges warmes Mittagessen bereit zu haben.

Darum sollten Sie mittags warm essen:

  1. Energie für die zweite Tageshälfte: eine warme Mittagsmahlzeit sollte leicht verdaulich sein, damit für den Nachmittag ausreichend Energie zur Verfügung steht.
  2. Pause im (Arbeits-) Alltag: Pausen sind wichtig, um Kraft zu tanken. Nach mehreren Stunden Arbeit ist eine längere Pause sinnvoll, um die Energiereserven zu regenerieren.
  3. Agni ist mittags am stärksten: wer mittags isst, lebt im Rhythmus mit den Körperenergien. Damit steht uns mehr Vitalität zu Verfügung.
  4. Kein Heißhunger am Abend: Ohne Mittagessen sind wir bis zum Abend vollständig entleert und emotional ausgelaugt. Es ist uns nicht mehr möglich, stressfrei zu essen. Das führt dazu, dass wir zum Überessen oder zum emotionalen Essen oft unpassender Nahrungsmittel und Getränke neigen. Nur wer mittags ordentlich isst, kann sich auf ein leichtes Abendessen einlassen oder die Abendmahlzeit gelegentlich ausfallen lassen.

Zusammenfassung

Der Biorhythmus der Verdauungskraft ist von Natur aus so ausgelegt, dass der Körper durch eine warme Mittagsmahlzeit optimal mit Vitalstoffen und Energie versorgt wird. Mittagessen als Hauptmahlzeit des Tages nährt alle Gewebe und schenkt eine notwendige Pause in der Pitta-Zeit des Tages.

Tags: Ernährung

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